Personal im Gesundheitswesen fördern

Der Engpass in den europäischen Gesundheitssystemen scheint immer mehr im fehlenden Personal zu liegen. Die Probleme reichen vom erhöhten Pflegebedarf bis hin zu einem teils überforderndem technologischen Wandel. Andrzej Rys von der Europäischen Kommission erklärt wie die EU versucht ihre Mitglieder zu unterstützen.

Schätzungsweise fehlen in Europa beinahe eine Million Beschäftigte im Gesundheitswesen. Dazu kommt eine schiefe Verteilungssituation, wegen der Abwanderung von Personal in Länder mit höherem Lohnniveau und besseren Arbeitsbedingungen. Andrzej Rys, Direktor für Gesundheitssysteme. Medizinische Produkte und Innovation in der GS SANTE der Europäischen Kommission, sieht außerdem ein großes Problem im Missverhältnis zwischen Qualifikationsangebot und –nachfrage bei Fachkräften im Gesundheitswesen. „Dies führt zu Verschwendung von Humankapital, einer unnötigen Belastung der öffentlichen Kassen und verhindert eine kosteneffiziente Gesundheitsversorgung“, erläutert Rys. Aber auch fehlende fachliche Ausbildungen, ein überfordernder technologischer Wandel und eine unzureichende Personalplanung sind Gründe für Arbeitskräftemangel im Gesundheitswesen.

Laut EU-Vertrag fallen Gesundheitspolitik und die Organisation von Gesundheitsdiensten nicht in den Kompetenzbereich der EU – wie kann diese dann die Mitgliedsstaaten in Fragen des Gesundheitspersonals unterstützen? Einmal besteht diese Unterstützung in einer überwachenden Funktion, in der Probleme in Bereichen wie Fachkräftemangel, Arbeitsbedingungen, fehlende Kompetenzen und der Organisation der Arbeitskräfte im Rahmen des Europäischen Semesters analysiert werden. Zum anderen wird der Erfahrungs- und Wissensaustausch zu bestimmten Problemen gefördert. Hierfür wurden das Expertennetz für die Planung und Prognose des Fachkräftebedarfs im Gesundheitswesen und das Expertennetz für die Planung und Prognose der Arbeitskräfte im Gesundheitswesen geschaffen. Auch im Rahmen des Gesundheitsprogramms 2020 wird hier wieder in Kürze ein Aufruf zur Projekteinreichung ergehen – dieses Mal zu den Themen Mitarbeiterbindung, Zugang zu medizinischer Versorgung in unterversorgten Regionen und Umorganisation der Pflege zwischen Krankenhäusern und anderen Einrichtungen der medizinischen Grundversorgung durch Aufgabenverlagerung und Koordinierung des Personals.

Trotz aller bestehenden Probleme sieht Rys die Zukunft der europäischen Gesundheitssysteme positiv: „Wir leben hinsichtlich der medizinischen Versorgung in einem goldenen Zeitalter und die Lage verbessert sich laufend.“ Trotzdem bleiben für Rys Investitionen in die Gesundheit unerlässlich, vor allem bezüglich der Fachkräfte: „Investitionen in Menschen, die andere Menschen gesund halten, bringen immer einen hohen Ertrag“, sagt Rys.

 

Quelle

Europäische Kommission