Wie funktioniert interprofessionelle Zusammenarbeit?

Einmal funktioniert sie besser, einmal schlechter: die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Professionen im Gesundheitswesen. Aber woran liegt das? Eine Antwort auf diese Frage versucht eine neue Schweizer Studie zu geben, die sich mit Hindernissen und Anreizen auseinander setzte.

Zu Beginn der Studie wurden qualitative Interviews mit Personen aus universitären und nicht-universitären Berufen abgehalten, die förderliche und hinderliche Aspekte für eine interprofessionelle Zusammenarbeit aufzeigen sollten. Daraus ergab sich eine Einteilung der Einflussfaktoren in vier Bereiche:

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  • Organisationale Einflussfaktoren: Räumliche Nähe der Teammitglieder, gemeinsame Aus- und Weiterbildung, formelle Gefäße für regelmäßigen Austausch, konstante Teams mit ausreichend Personal, kleine Teamgrößen, klare Prozesse und Strukturen für die Zusammenarbeit, Verankerung in Strategie und Vision, Vorleben von Interprofessionalität durch die Führung
  • Individuelle Einflussfaktoren: Selbstbewusstsein, fachliche Kompetenz, Offenheit und Kritikfähigkeit, Vertrauen in Teammitglieder, Kommunikationsfähigkeit, Kenntnis und Verständnis anderer Berufsgruppen, kein hierarchisches Denken, kein Denken in traditionellen Rollen
  • Gesetzliche Rahmenbedingungen: Abrechnungsmodalitäten, flexible Gestaltung von Verantwortung
  • Administrative Einflussfaktoren: wurden nur sehr wenig thematisiert

Diese Faktoren wurden anschließend im Rahmen einer quantitativen Befragung (456 Teilnehmern) auf ihre Wichtigkeit hin untersucht. Grundsätzlich wurde fast allen Faktoren eine hohe Relevanz zuerkannt, jedoch wurden bei den Organisationalen Einflussfaktoren speziell die klaren Prozesse und Strukturen, dem Vorleben durch die Führung sowie den Gefäßen für einen formellen Austausch besondere Bedeutung zugesprochen. Bei den individuellen Einflussfaktoren wurden Offenheit und Kritikfähigkeit, Kommunikationsfähigkeit und Vertrauen in die Teammitglieder als besonders wichtig eingeschätzt.

Für die Einflussfaktoren „klare Prozesse und Strukturen“, „Vorleben durch die Führung“, „Kommunikationsfähigkeit“ und „Kritikfähigkeit“ wurden in der Folge Maßnahmen entwickelt, die evaluiert wurden. Von den Teilnehmern dieser Maßnahmen wurden z.B. Kommunikationstrainings, ICT*-unterstützte Kommunikation, formelle Gefäße mit der Führung oder Visualisierungen der Prozesse in der Arbeitsumgebung durchwegs als sinnvoll bewertet. Eine Steigerung bei der interprofessionellen Zusammenarbeit wurde von den Teilnehmern ebenfalls gesehen.

Die Conclusio der Studie empfiehlt für Leistungserbringer vor allem die Schaffung klarer Prozesse und Strukturen, also die Regelung von Verantwortung, Schnittstellen und Austauschmöglichkeiten, die auch in Leitlinien und Dokumentationen festgehalten werden sollen. Außerdem müssen Mitarbeiter von der Organisation dazu befähigt werden, effektiv und effizient in interprofessionellen Teams zu arbeiten. Dazu sollen individuelle Weiterentwicklungsmöglichkeiten erkannt und durch Trainings, Coachings etc. gefördert werden.

Für die Politik wurden ebenfalls Handlungsfelder formuliert. Darunter fällt etwa die Bewusstseinsschaffung für die Wichtigkeit einer guten interprofessionellen Zusammenarbeit für die Qualität der Versorgung, etwa in Form von Kampagnen.

* ICT = Information and communications technology

 

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Quelle

Bundesamt für Gesundheit BAG