Digitale Anwendungen ohne Nutzen?

In Deutschland ist es bereits möglich, dass der Arzt einem Patienten eine digitale Gesundheitsanwendung DiGA auf Rezept verschreibt. Die Kosten übernimmt die jeweilige Krankenkasse. Nun beklagen diese, dass der Nutzen vieler dieser Anwendungen bisher nicht nachgewiesen wurde.

Außer Spesen nichts gewesen? Diese Befürchtung haben die Krankenkassen in Deutschland in Bezug auf viele DiGA (Digitalen Gesundheitsanwendungen), die Patienten mit verschiedensten Erkrankungen im Alltag unterstützen sollen. Denn viele davon haben keinen nachweisbaren Nutzen für die Patienten und daher eventuell keine positive Auswirkung auf deren Gesundheit.

Kosten - Nutzen

Der Anteil jener DiGA, die bereits bei der Aufnahme in den GKV-Leistungskatalog einen positiven Nutzen nachweisen konnten, ist stark gesunken. Zudem seien die Kosten der Anwendungen stark gestiegen, beklagt Stefanie Stoff-Ahnis, Vorstandsmitglied des GKV-Spitzenverbandes. Die DiGA gibt es jetzt im dritten Jahr auf Rezept und bisher konnten sie nicht zu einer Verbesserung der Versorgung beitragen.

Der jährliche Bericht über die Digitalen Gesundheitsanwendungen des GKV-Spitzenverbandes (siehe unten) zeige zwar, dass die DiGA mittlerweile langsam in der Versorgungsrealität ankämen, der erhoffte Run ist aber ausgeblieben.

Für die hohe Preislage sei auch eine teilweise unverschämte Preispolitik der Hersteller verantwortlich, so Stoff-Ahnis. Besonders, weil auch der gesundheitliche Nutzen teilweise nicht nachgewiesen wurde, ergebe das eine Schieflage, die in anderen Bereichen der Versorgung nicht zu finden sei. Möglich ist das deshalb, weil im Rahmen des Fast-Track-Verfahrens das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte die Option bietet, neue DiGA bis zu zwei Jahren zu erproben, bevor ein Nutzen nachgewiesen werden muss. Ein Beispiel dafür sei eine Migräne-App, die 11.500 Mal verordnet wurde und der GKV 1,7 Mio. Euro kostete, bevor sie nach 16 Monaten Erprobung aus dem Verzeichnis gestrichen wurde, weil der Hersteller den Nutzen der App nicht nachweisen konnte.

Von 49 im Bericht angeführten DiGA waren zum Zeitpunkt des Berichts 25 in Erprobung – dieser hohe Anteil von Anwendungen ohne nachgewiesenen Nutzen sorge auch bei den Patienten für wenig Vertrauen, meint der Leiter der Abteilung ambulante Versorgung, Torsten Fürstenberg.

 

Quellen

aerzteblatt.de
DiGA-Bericht 2023

DiGA-Verzeichnis des BfArM

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