Übernahme von Arztpraxen durch Finanzinvestoren

Immer mehr "Private-Equity-Gesellschaften" erwerben Arztpraxen und verfolgen dabei wirtschaftliche Gewinnziele. Diese Entwicklung sorgt für Diskussionen, da die Patientenversorgung zunehmend zu einem Spekulationsobjekt zu werden scheint. Es besteht die Befürchtung, dass die ambulante Gesundheitsversorgung unter gewinnorientierten internationalen Investitionen leidet.

Die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns (KVB) warnt vor Risiken für Patienten, da einige Investoren primär auf Rendite abzielen und möglicherweise medizinisch notwendige Leistungen reduzieren, weil sie nicht lukrativ genug sind. Die Interessensvertreter der Investoren bestreiten diese Vorwürfe.

Die Tatsache, dass Patienten oft nicht erkennen können, ob eine Praxis einem Arzt oder einem Investor gehört, wird als problematisch angesehen. Die Vertreter der Kassenärzte fordern daher eine Kennzeichnungspflicht für investorengeführte Praxen, um den Schutz der Patienten zu gewährleisten.

Ärzte, die von Investoren unterstützt werden, berichten von Veränderungen und wirtschaftlichem Druck, der ihre Arbeit beeinflusst. Eine Befürchtung bestehen darin, dass die Patientenversorgung zu einem reinen Spekulationsgeschäft wird, bei dem Umsatzziele und Provisionen im Vordergrund stehen, anstatt sich auf das Wohl der Patienten zu konzentrieren.

Eine Untersuchung im Auftrag der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns ergab, dass investorengeführte Versorgungszentren im Durchschnitt 10,4 Prozent mehr Honorar absetzen als Einzelpraxen. Kritiker argumentieren, dass dies nicht unbedingt zu einer besseren Versorgung führt, sondern eher zu überflüssigen Behandlungen.

Es ist besorgniserregend, dass viele investorengeführte Praxen ihren rechtlichen Sitz in Steueroasen haben und komplexe Firmenstrukturen nutzen, um Steuern zu minimieren oder zu umgehen. Dadurch gehen Steuereinnahmen verloren und Krankenkassengelder fließen in Steueroasen.

Obwohl Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach angekündigt hatte, einen Gesetzentwurf vorzulegen, der die Übernahme von Arztpraxen durch Finanzinvestoren einschränken soll, liegt dieser bislang nicht vor. Das Thema wird jedoch weiterhin diskutiert und es wird daran gearbeitet, entsprechende Regelungen einzuführen. Denn dann sei auch Schluss damit, „dass ein Promi-Arzt seinen Namen für Dutzende Praxen hergibt, in denen junge Ärzte Hamsterradmedizin mit unnützen Behandlungen in schlechter Qualität betreiben, um absurde Profitziele zu erreiche“, so Lauterbach.

 

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Quelle

Bayerischer Rundfunk