Umfrage zeigt Hausärztemangel auf

Nicht nur hierzulande sind Hausärzte Mangelware, auch im Vereinigten Königreich kämpft man mit ähnlichen Schwierigkeiten. In einer Umfrage wird jetzt von Patientenfrequenzen berichtet, die viel höher liegen als empfohlen wird.

Belastende Arbeitsbedingungen

Auch das britische Gesundheitssystem kämpft mit Personalrückgängen und ansteigendem Bedarf an Gesundheitsleistungen. Eine Umfrage unter Hausärzten hat nun eine drohende Gefahr aufgedeckt: Hausärzte könnten aufgrund ihrer langen Arbeitszeiten von Berufskrankheiten bedroht sein. Im Vereinigten Königreich arbeiten die sogenannten GPs durchschnittlich 11 Stunden pro Tag, wobei sie davon 8 Stunden lang Patienten betreuen. Der Rest der Arbeitszeit wird für administrative Tätigkeiten, wie das Lesen von Krankenhausberichten und das Prüfen von Testergebnissen, verwendet.

 

Bedenkliche Patientenfrequenzen

Laut der Befragung behandeln GPs durchschnittlich 41 Patienten pro Tag – während ihrer Sprechstunden, bei der Visite oder per Telefon und Mail. Die Hausärzte betonten dabei, dass eine Frequenz von mehr als 30 Patienten täglich nicht empfehlenswert sei, weil es ansonsten zu Einbußen bei der Qualität der Behandlung käme und das Risiko von Fehlern ansteige. Zehn Prozent der GPs behandeln aber in der Realität sogar mehr als 60 Patienten am Tag, also mehr als die doppelte Zahl der empfohlenen Höchstgrenze. Dr. Matt Mayer, der ehemalige Vorsitzende der British Medical Association BMA im Bereich GPs, sieht die Ergebnisse der Umfrage als eine besorgniserregende Bestätigung dafür, dass Hausärzte bereits stark über ihrer Kapazität arbeiten. Die Krankheitsgefährdung durch den Beruf sei daher hoch. Dr. Farah Jameel, derzeitige Vorsitzende der BMA im Bereich GPs, beschreibt die Umfrageergebnisse als niederschmetternd aber wenig überraschend. Prof. Helen Strokes-Lampard, die Leiterin des Royal Colleges der GPs erzählte dazu, dass sie selber kürzlich einen 12-Stunden-Tag erlebt habe, bei dem sie 100 Patientenkontakte hatte.

Die Hausarztmedizin steckt also auch in Großbritannien mitten in einer Personalkrise, die sich einem wachsenden Bedarf nach Leistungen gegenübersieht. Hinzu kommt, dass laut den befragten Hausärzten bereits 29 Prozent der Fälle als sehr komplex einzustufen seien und damit auch die Intensität der Arbeit ansteige. Manche Hausärzte gehen aufgrund der belastenden Arbeitsbedingungen früher in Pension und andere arbeiten weniger Stunden. GPs in Ausbildung gibt es zwar genug, viele geben aber vor dem Abschluss ihrer Ausbildung auf und somit ist auch der Nachwuchs nicht gesichert.

 

Pläne der Regierung

Bereits 2015 versprach die Regierung die Zahl der GPs bis 2020 um 5.000 zu erhöhen, es kam seither aber zu einem weiteren Rückgang der GP-Zahlen. Der NHS England plant nun eine Erweiterung der Mitarbeiter in GP-Praxen um 20.000 – inklusive Physiotherapeuten, Pharmazeuten und Psychologen. Ein Sprecher teilte mit, dass der NHS 2023-2024 4,5 Millionen Pfund in niederschwellige Versorgung investieren wolle und hob hervor, dass mittlerweile 90 Prozent der Hausärzte nur noch Teilzeit tätig seien.

 

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Quelle

The Guardian