KI in der Pathologie: Gut, aber teuer

Wien (APA) - "Die Pathologie als Fach beschäftigt sich heute wie kaum eine andere medizinische Disziplin mit der Digitalisierung", sagte Alexander Nader, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Klinische Pathologie und Molekularpathologie (ÖGPath). Von der Sicherstellung der Zugänglichkeit der digitalen Technologien und ihrer Vorteile für alle Patientinnen und Patienten sei man hierzulande noch "weit entfernt" - deswegen sehen Experten die Politik gefordert.

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"Das mediale Bild von Pathologinnen und Pathologen, die in bläulich schimmernden Räumlichkeiten nur Obduktionen nachgehen, ist hoffnungslos aus der Zeit gefallen", sagte Nader bei einer Pressekonferenz am Mittwoch. Das Fach sei etwa führend bei der Vorsorge von Brust-, Darm- und Gebärmutterhalskrebs sowie bei Prostatakarzinomen. "Aber nicht nur hinter jeder Krebsdiagnose, sondern hinter jeder präzisionsmedizinischen Diagnose steht eine Pathologin oder ein Pathologe", ergänzte ÖGPath-President-elect Eva Compérat.

Der Einsatz von Möglichkeiten der KI würde laut Nader Analyse und Diagnostik deutlich erleichtern. Ein Beispiel dafür ist etwa die Diagnose von Krankheiten im Mast- oder Dickdarm: "Da helfen uns KI-Algorithmen, große Datenmengen schnell zu verarbeiten, Muster zu erkennen, Gewebe zu klassifizieren und die passende Therapie zu erkennen", sagte Primarius Martin Klimpfinger vom Kaiser-Franz-Josef-Spital (SMZ Süd).

Bei allen Vorteilen erhöhe die KI aber auch den Ressourcenbedarf wesentlich - sowohl im Hinblick auf das Personal als auch auf Technologie und Speicherplatz. Ein Objektträger mit einer Tumorprobe, im Ausmaß von sieben zu zwei Zentimeter, produziere ein Gigabyte an Datenmengen: "Ein mittelgroßes Institut schafft dann pro Jahr etwa ein Petabyte an Daten, da sind wir fast im Bereich von großen Streaminganbietern", so Nader. Auch die notwendige Übertragung der Daten per Glasfaser sei in Teilen Österreichs wegen dem aktuellen Zustand des Netzausbaus nicht möglich.

Dazu kommen finanzielle Hürden: Digitale Präparat-Scanner, Herzstück für die Datenverarbeitung in der digitalen Pathologie und Voraussetzung für den Einsatz von KI, kosten aktuellen rund 500.000 Euro - staatlich gefördert werden sie als "nicht medizinisch notwendig" allerdings nur mit ein paar tausend Euro, erklärte Klimpfinger. "Die Finanzierung der bestmöglichen Versorgung von Patientinnen und Patienten ist aktuell also in keiner Weise gesichert - hier ist die Politik gefordert", sagte er weiter. Aktuell gebe es in Österreich zwei oder drei Labore, die über die technischen Möglichkeiten für digitale Pathologie und den KI-Einsatz verfügen, einige weitere arbeiten derzeit an der Implementierung.

"Im direkten Vergleich sind beispielsweise unsere direkten Nachbarländern Ungarn und die Schweiz beide um Jahre voraus. Wir sind hier sehr stark bemüht, nicht den Anschluss zu verlieren", sagte Nader. Die Digitalisierung werde auch in den kommenden Tagen Thema sein, wenn die ÖGPath ihre heurige Frühjahrstagung, den "7th Pannonian Congress of Pathology", zwischen 7. und 9. März im Techgate Vienna in Wien begeht. Über 200 Pathologinnen und Pathologen aus Österreich, Kroatien, der Slowakei, Slowenien, Tschechien, Ungarn und aus der Ukraine werden erwartet.

Im September 2025 wird Österreich dann für einige Tage zum europäischen Zentrum der Pathologie: "Die ÖGPath wird zusammen mit IAP Austria (International Academy of Pathology) beim European Congress of Pathology (ECP) Gastgeberin des weltweit größten internationalen Pathologiekongresses sein", freute sich Compérat.

Quelle

APAMED vom 6.3.2024